Das Grabmal aus dem 16. Jahrhundert in Gernrode für den Stiftsgründer Markgraf Gero (gestorben 965)
Zusammenfassung
Die heute zentral in der Sankt Cyriakuskirche Gernrode stehende beeindruckende steinerne Tumba für den Markgrafen Gero (um 900–965) wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts erschaffen. Auftraggeberinnen waren die Äbtissin Elisabeth von Weida und die Pröpstin Ursula von Kittlitz, die sich gegen vereinnahmende Ambitionen des Hauses Anhalt zur Wehr setzen mussten. Markgraf Gero hatte das Kanonissenstift Gernrode im 10. Jahrhundert zum dauerhaften Andenken an seine Familie gestiftet. Gero war ab 937 als Vertreter König Ottos I. im Herzogtum Sachsen – ab 941 mit dem Titel ›Markgraf‹ – mit der Einziehung von Tributen slawischer Gruppen östlich der Elbe, vor allem aus dem Gebiet der späteren Mark Brandenburg beauftragt. Statt eines räumlich definierten Amtsbereiches, wie ihn die ältere Forschung vermutete, zeigen die Quellen dabei aber nur einzelne Militäraktionen zur Einziehung von Tributen. Mit den Reliquien, die er von zwei Pilgerreisen nach Rom (949, 961) mitbrachte, begründete Gero das Andenken an seine Familie besonders in dem von ihm gestifteten Kanonissenkonvent Gernrode, in dem er 965 auch beigesetzt wurde. Bereits im 12. Jahrhundert tauchen auf Gero gefälschte Urkunden mitsamt falschen Siegeln auf, die zeigen, dass er als Stifterpersönlichkeit für spätere Interessen herhalten musste. Das falsche Siegelbild wurde Anfang des 16. Jahrhunderts als Vorlage für ein bis heute erhaltenes Stifterbildnis verwendet und beeinflusste auch die Gestaltung des Personenreliefs der steinernen Grabplatte.
Kontextualisierung
Thomas Wozniak
Die historische Person Gero
Gero entstammte einem angesehenen Geschlecht Ostsachsens. Der Vater Thietmar war Erzieher des späteren Königs Heinrich I. Seine Mutter Hildegard war wahrscheinlich eine Schwester König Konrads I., weshalb der Name ›Gero‹ wohl auf eine Kurzform des in dieser Familie häufig vorkommenden Namens Gerold zurückgeführt werden kann. Mit dem Herrschaftsantritt König Ottos I. erscheint Gero zunächst als Graf, dann als ›Legat‹, also als königlicher Gesandter. Bereits mit der Erhebung zum Legaten verwaltete er als ›Zweiter nach dem König‹ (secundus a rege) das Herzogtum Sachsen und wird 941 erstmals in einer Urkunde als ›Markgraf‹ (marchio) bezeichnet.[1] Auch wenn Gero nie Herzog war, wie es eine verfälschte Urkunde behauptete, hatte er eine wichtige Sonderstellung unter König Otto I. inne, weshalb der Chronist Thietmar von Merseburg ihn mit den Ehrentiteln ›Verteidiger des Vaterlandes‹ und ›Markgraf des Ostens‹ bezeichnete.[2]
Während Forscher im 19. Jahrhundert Begriffe wie ›Sächsische Ostmark‹, ›Geromark‹, ›Elbmark‹ oder Ähnliches erfanden, um einen irrtümlich angenommenen großen Amtsbereich in der Region des heutigen Brandenburgs zu benennen, berichten chronikalische Quellen, wie die Sachsengeschichte des Widukind von Corvey, lediglich von wiederholten Militäraktionen, Feldzügen und Überfällen in das Gebiet zwischen Elbe und Oder. König Otto I. setzte Gero dort vor allem ein, um Tribute von slawischen Gruppen östlich der Elbe einzuziehen, nicht aber um dort Herrschaft auszuüben. Die teilweise errungenen Siege führten nicht zu territorialen Zugewinnen, sondern zu tributpflichtiger Abhängigkeit der dort lebenden Personenverbände. Beim Versuch, solche Tribute einzuziehen, erlitten Geros Truppen so hohe Verluste, dass die Überlebenden von König Otto I. eine stärkere Beteiligung an der Beute verlangten. Einer geplanten Ermordung konnte Gero durch eine List entgehen, indem er bei einem Gastmahl alle anwesenden Slawenfürsten ermorden ließ. Vermutlich als Buße wegen dieser Grausamkeit unternahm Gero im Jahr 949 dann eine Pilgerreise nach Rom. Seit 951 scheint Gero zunehmend das Vertrauen König Ottos I. verloren zu haben, da er immer seltener in dessen Urkunden genannt wird. Wohl im Sommer 961, nach dem Tod seiner beiden kinderlos verstorbenen Söhne, gründete Gero in Gernrode am Harz ein Kanonissenstift[3] und ließ eine diesem angemessene Kirche errichten, eine Stiftung, die zunächst vom jungen Mitkönig Otto II. mit Privilegien versehen, dann aber auch von dessen Vater Otto I. bestätigte wurde. Anschließend pilgerte Gero erneut nach Rom, vermutlich auch deshalb, um sein Stift direkt dem Papst zu unterstellen und so jeglichem bischöflichen Zugriff zu entziehen. Wohl aus Rom brachte er eine Armreliquie des heiligen Cyriakus mit, der in der Folge der Hauptpatron Gernrodes wurde. Zudem entwendete Gero – wie es italienische Chroniken ausdrücklich festhalten – in San Vitale in Verona mithilfe des dortigen Bischofs Rather Reliquien des nur dort verehrten heiligen Metronus[4] und brachte sie ebenfalls nach Gernrode.[5] Dort sorgten die Kanonissen unter der Leitung von Geros Schwiegertochter Hathuui für das familiäre Gebetsgedenken. In den Angaben über den Todestag Geros sind schon die zeitgenössischen Quellen uneins: Häufig wird der 19./20. Mai genannt, während die frühneuzeitliche vorreformatorische Grabplatte als Todestag den 18. Juni aufführt.[6] Daneben zeigen die zahlreichen gefälschten und verunechteten Urkunden mit Bezug zu Gero, dass er von Interessensgruppen späterer Epochen wiederholt in Anspruch genommen wurde, was eine gesicherte Rekonstruktion seiner Lebensstationen zusätzlich erschwert. Hinzu kommt, dass auch über seine Beerdigung und den genauen ursprünglichen Begräbnisort keine Nachrichten vorliegen.
Zur ursprünglichen Grablege
Im 19. Jahrhundert hat Otto von Heinemann eine komplizierte Abfolge von angeblichen Grabplatten konstruiert,[7] der die Forschung lange gefolgt ist, ohne archäologische Befunde aus der Umgebung und andere Quellen miteinzubeziehen. 1570 beschrieb der Chronist Andreas Popperod in seiner Kirchengeschichte, dass Gero (auch über das Grab seiner weitgehend unbekannten Frau Judith ist nichts bekannt) wie auch seine Schwiegertochter Hathuui zunächst in frei stehenden Bleisärgen in der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode bestattet worden seien.[8] Auch für das nahe Quedlinburg sowie in Halberstadt scheint im 10. und 11. Jahrhundert die Bestattung in Bleisärgen weit verbreitet gewesen zu sein. Die chronikalische Nachricht erhält dadurch zusätzlich Glaubwürdigkeit, zumal Gernrode über eigene Bleivorkommen verfügte.[9]
Für die im 16. Jahrhundert offenbar erfolgte Rückbesinnung auf die Autorität der Stifterpersönlichkeit – mit der man sich vereinnahmender Tendenzen benachbarter Herrschaftsträger erwehren wollte – scheint ein solcher frei stehender Bleisarg jedoch kein adäquater Bestattungsort mehr gewesen zu sein, denn die Äbtissinnen von Gernrode bemühten sich nun um eine dem repräsentativen Geschmack ihrer Zeit entsprechende Grabstätte für ihren Stifter Gero. Den ersten Schritt dazu machte Äbtissin Scholastica von Anhalt, die dem Stift von 1469 bis 1504 vorstand. Sie ließ unter anderem jenes bis heute erhaltene Stifterbildnis anfertigen, das auf ältere Vorlagen, darunter die wohl um 1200 gefälschten Siegel Geros, zurückgehen.
Die neue Tumba Geros im 16. Jahrhundert
Die im Stift Quedlinburg erzogene Elisabeth von Weida (1460–1532) wurde 1504 Äbtissin von Gernrode. Mithilfe ihres persönlichen Vermögens erwarb sie verpfändete Güter des Stiftes zurück, um dessen vorherige desolate wirtschaftliche Lage zu konsolidieren.[10] Ihr zur Seite stand die Pröpstin Ursula von Kittlitz, die in Urkunden von 1513 bis 1528 genannt wird. Elisabeth führte bereits 1526 die Reformation ein, was Gernrode zu einem der ältesten evangelischen Stifte überhaupt macht. Außer Geros Grabplatte ist nur noch ihre eigene große Grabplatte von 1532 erhalten, denn im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Grabsteine zu Treppenstufen umgearbeitet, wie mehrere Inschriftenfragmente noch heute zeigen.[11] Die Kombination der beiden einzigen auf der Tumba dargestellten historischen Wappen, nämlich derer von Weida und derer von Kittlitz, begrenzt das Zeitfenster auf die Jahre 1513 und 1528, in dem die beiden Konventualinnen die Tumba anfertigen ließen. Die Datierung der Grabplatte Geros in das Jahr 1519 liegt genau in dieser Zeit, beruht allerdings allein auf einer zu unbekannter Zeit hinzugefügten Jahreszahl auf der Randleiste der Platte. Ebenso wurde nachträglich ein in Sachsen (Saxonum) unter dem Amtstitel Markgraf (marchio) angebracht. Dieses nachgestellte Prädikat war auch auf dem gemalten Stifterbildnis erst nachträglich hinzugefügt worden, denn es wurde durch die Auseinandersetzungen mit den benachbarten Herrschaftsträgern im 15./16. Jahrhundert notwendig. Die Hinzufügungen zeigen, dass das Stifterbildnis und vor allem die Tumba aktiv den politischen Erfordernissen der Zeit angepasst wurden.
Anfang des 16. Jahrhunderts stand die Tumba zunächst im Hauptschiff auf der Höhe der Säule westlich des Heiligen Grabes. Erst im Jahr 1830/31 erfolgte eine Umlagerung in den Ostchor, von wo aus sie der Denkmalpfleger Ferdinand von Quast 1865 an den heutigen Standort in der Vierungsapsis verlegen ließ. Bei der damit verbundenen Öffnung kamen Knochen eines Mannes und einer Frau zum Vorschein, für die vermutet wurde, sie stammten von Gero und seiner Schwiegertochter, der Äbtissin Hathuui. Aufgrund der Länge der männlichen Knochen wird von einer Körperhöhe der bestatteten Person von 1,84 Meter ausgegangen, zu den Knochen der Frau fehlen weitere Informationen.[12] Die Tumba wurde nach der zweiten Verlagerung außen mit einer grauen ölhaltigen Farbe gestrichen; als diese 1926 abgetragen wurde, konnten Fragmente einer älteren (ansonsten unbekannten) Bemalung festgestellt werden.
Die Deckplatte aus Sandstein zeigt eine stehende Figur im Hochrelief in einer Rüstung im Stil des beginnenden 16. Jahrhunderts. In seiner rechten Hand hält der bärtig dargestellte Gero ein Schwert, in seiner Linken eine Lanze mit Fahne, deren Spitze aus Metall gefertigt wurde. Er steht auf einem liegenden Löwen, der einen fiktiven Wappenschild hält, darauf zwei nach außen gewandte gekrönte und gezungte Löwen.
Die erhabene, einzeilige Randumschrift (A) in gotischen Minuskeln beginnt unten links und ist nachträglich an zwei Stellen mit der Ortsangabe (B) und der Datierung (C) ergänzt. Von den Heiligenfiguren des Sockels sind zwei mit Namen (D: Onofrius, E: Hedwig) versehen. Die Seitenflächen des Sockels zeigen mehrere stehende Figuren, die sich meist auf ältere – heute verlorene, aber in der urkundlichen Überlieferung genannte – Nebenaltäre beziehen. Auf der Nordseite sind zu sehen: Andreas (Kreuz, Buch), Matthias (Beil, Buch), Johannes der Täufer (Kelch), Petrus (Schlüssel, Buch) sowie Paulus (Schwert, Buch); auf der Südseite finden sich: der vor einem Kreuz knieende Onuphrius (Blättermantel, Krone), Elisabeth von Thüringen (Brot, Krug, Wappenschild von Weida), Maria mit Kind, Hedwig (Kirchenmodell, Buch) und Antonius (Messglöckchen am Doppelkreuz, Schwein, Buch). Auf den Schmalseiten sind je zwei Figuren abgebildet; die Westseite zeigt die beiden Stiftspatrone Cyriakus (Teufel am Strick, Buch) und Metronus (Fußfessel, Fisch, Schlüssel), die Ostseite Jacobus minor[13] (Kreuz, Buch) sowie Thomas (Winkelmaß, Wappenschild von Kittlitz). Im Gegensatz zur Figur Geros wurde der Ausführung der Heiligenfiguren auf den Seiten keine hohe künstlerische Qualität zugesprochen, in der Kombination bilden sie aber ein wichtiges Zeugnis für die vorreformatorische Heiligenverehrung in Gernrode. Der Wappenschild von Weida ist in Schwarz gehalten und zeigt einen goldenen Löwen, rot gekrönt und rot gezungt. Der Wappenschild von Kittlitz ist schräg links geteilt: Oben befindet sich in Gold ein wachsender schwarzer Urstier, unten in Rot drei silberne Schrägrechtsbalken.
Die Tumba wurde zu unbekannter Zeit, aber vor Vollendung von Popperods Annalen (1570), durch eine hölzerne Tafel (F) an der Stirnseite des Grabes ergänzt, die ebenfalls zu unbekannter Zeit im 19. Jahrhundert wieder verloren ging. Diese Tafel nannte explizit die Lausitz und dortige Ereignisse aus Geros Leben, weshalb sie im Auftrag von Anna II. von Kittlitz angebracht worden sein könnte. Anna war von 1548 bis 1558 Äbtissin in Gernrode und stammte wie ihre Verwandte, Ursula von Kittlitz, aus dem ältesten Adelsgeschlecht der Oberlausitz.
Von der historischen Persönlichkeit Markgraf Geros ist seine Funktion als Stiftsgründer in Gernrode für spätere Generationen zentral gewesen, weshalb im 12. Jahrhundert Urkunden auf ihn gefälscht und im 15./16. Jahrhundert ein neues Stifterbild und eine aufwendige Grabplatte zu seinem Andenken erschaffen wurden. Diese Tätigkeiten scheinen eine Reaktion zum Schutz des Stiftes gegen seine Nachbarn gewesen zu sein, denn die Schutzvögte des Stiftes Gernrode, die Fürsten von Anhalt-Dessau, versuchten wiederholt und langfristig, das Stift Gernrode in ihr Territorium einzugliedern.[14] So stammten ab 1565 alle Äbtissinnen Gernrodes aus dem Haus Anhalt. Nach dem Ausscheiden der Äbtissin Sophia Elisabeth im Jahr 1614 sahen die anhaltischen Fürsten von der Einsetzung weiterer Äbtissinnen in Gernrode ab, womit sie die faktische Eingliederung des Stiftes in ihr Fürstentum vollzogen. Die Neugestaltung von Grabmälern von Stifterpersönlichkeiten ist im 16. Jahrhundert weit verbreitet. Meist funktionierten die Versuche, sich gegen eine äußere Vereinnahmung durch eine Herausstellung der Stifter zu wehren, jedoch nicht. Darin bildet auch das Stift Gernrode keine Ausnahme.
[1] Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 1: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., hrsg. von Theodor Sickel (Monumenta Germaniae Historica. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 1), Hannover 1879–1884, S. 126, Nr. 40.
[2] Thietmar von Merseburg, Chronik, hrsg. von Robert Holtzmann (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum, N. S., Bd. 9), Berlin 1935, Buch 2, 19, S. 60: defensor patriae […] marchio orientalis.
[3] Charlotte Warnke, Das Kanonissenstift St. Cyriakus im Spannungsfeld zwischen Hochadel, Kaiser, Bischof und Papst von der Gründung 961 bis zum Ende des Investiturstreits 1122, in: Irene Crusius (Hrsg.): Studien zum Kanonissenstift (Veröffentlichungen des Max-Plancks-Instituts für Geschichte, Bd. 167/Studien zur Germania sacra, Bd. 24), Göttingen 2001, S. 201–274, bes. S. 204.
[4] Elisa Anti, Raterio, Verona e il furto del corpo di san Metrone, in: Il difficile mestiere del vescovo, secoli X–XIV (Quaderni di storia religiosa, Bd. 7), Caselle di Sommacampagna 2000, S. 9–30; Elena Benvenuto, Alla ricerca di un culto dimenticato: vicende storiche e agiografiche del corpo di S. Metrone, in: Civiltà veronese Ser. 3, Bd. 1,3 (1999), S. 31–37.
[5] Jutta Fliege, Der hl. Metro von Verona und Gernrode im Harz, in: Von der Wirkung des Buches. Festgabe für Horst Kunze zum 80. Geburtstag, hrsg. von Friedhilde Krause, Berlin 1990, S. 122–132.
[6] Ernst Dümmler/Rudolf Köpke, Kaiser Otto der Große, 2. Aufl., Darmstadt 1962 (unveränd. fotomechan. Nachdr. der 1. Aufl., Leipzig 1876), S. 385f., Anm. 4.
[7] Otto von Heinemann, Geschichte der Abtei und Beschreibung der Stiftskirche zu Gernrode, Quedlinburg 1877, S. 53. Dagegen Friedrich Gottfried Hermann Lucanus, Die Stiftskirche zu Gernrode und das Grabmal des Markgrafen Gero (Schluss), in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 4/2 (1857), S. 42–44, bes. S. 43.
[8] Andreas Popperod, Annales Gernrodenses, in: Johann Christoph Beckmann, Accessiones Historiae Anhaltinae, Zerbst 1716, S. 38.
[9] Dieter Klaus, Zur älteren Bergbaugeschichte von Gernrode/Harz, in: Nordharzer Jahrbuch 17 (1992), S. 43–52.
[10] Erik Richter, Elisabeth von Weida und Wildenfels (Äbtissin von Gernrode) (um 1480–1532), in: Frauen in Sachsen-Anhalt. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon, hrsg. von Eva Labouvie, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 371f.
[11] Friedrich Winfrid Schubart, Gernröder Inschriften und Denksteine, in: Mitteilungen des Vereines für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde 9 (1904), S. 33–41.
[12] Klaus Voigtländer, Die Stiftskirche zu Gernrode und ihre Restaurierung 1858–1872. Mit Beiträgen von Hans Berger und Edgar Lehmann, hrsg. vom Institut für Denkmalpflege, 2., durchgesehene Aufl., Berlin 1982, Abb. 23 von 1710 und 34 von 1841 sowie S. 108 und 117 mit Anm. 7.
[13] Friedrich Karl Azzola, Ein Jacobus minor – kein Philippus – an der östlichen Schmalseite der Gero-Tumba (1519) in der Stiftskirche St. Cyriakus zu Gernrode, in: Archäologie in Sachsen-Anhalt, Ser. NF 3 (2005), S. 44–48.
[14] Wolf-Heino Struck, Eine bisher unbekannte Urkunde des 13. Jahrhunderts als Beitrag zur Geschichte des ehemaligen Stifts Gernrode, in: Sachsen und Anhalt 17 (1941/43), S. 403–429, bes. S. 404.
Transkription
Maße der Tumba: Länge: 212 cm, Breite: 99 cm, Höhe: 94 cm; Maße der Buchstaben: 7,5 cm, mit Oberlänge 9 cm (A), 3,2–4 × 23,5 cm (B), 6–8 × 31,5 cm (C), 4,5 × 31 cm (D), 4 × 26 cm (E), ca. 8 cm (F†)
Schriftarten: gotische Minuskel (A, C), römische Kapitalis (B), Majuskel (D), gotische Minuskel (E), frühneuzeitliche Minuskel (F†)
Diplomatische Transkription
A Anno • d(omi)ni • dcccco • LXV • XIIIJ • kalendas • Julij • obijt • illustris(simus) • | dux • et • Marchio • Gero • h(ui)(us) | ecclesie fun dator • cuius • a(n)i(m)a • requiescat • in • pace • | a(me)n
B SAXONVM
C 1519
D S(anct)(us) • HONOFRIVS •
E san(c)t • hedwich •
F† Der laußnitz Erster Furst war ich | Dreyssich wendischer herrn todt ich | Stiftt Gerenrode von Eigner hab | Daselbst man sieht noch heut mein grab
Normalisierte Transkription
A Anno Domini DCCCCLXV, XIIII kalendas Julii obiit illustrissimus dux et marchio Gero huius ecclesie fundator, cuius anima requiescat in pace. Amen.
B Saxonum
C 1519
D Sanctus Onofrius
E Sanct Hedwig
F† Der Laußnitz erster Fürst war ich | Dreyssich wendischer Herrn todt ich | Stift Gerenrode von eigner Hab | Daselbst man sieht noch heut mein Grab
Übersetzung
A Im Jahre des Herrn 965 am 18. Juni [Sonntag] starb der angesehene Herzog und Markgraf Gero, Stifter dieser Kirche. Dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.
B in Sachsen
C 1519
D der heilige Onofrius
E die heilige Hedwig
F† Der Lausitz erster Fürst war ich | 30 wendische Herren tötete ich | Stiftete Gernrode von Eigner Hab‘ | daselbst man sieht noch heute mein Grab.
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Quellen & Literatur
Quellen
Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 1: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., hrsg. von Theodor Sickel (Monumenta Germaniae Historica. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 1), Hannover 1879–1884, S. 101 Nr. 14, S. 126 Nr. 40, S. 139 Nr. 56, S. 146 Nr. 65, S. 156 Nr. 76 gefälscht, S. 189 Nr. 105 verunechtet, S. 211 Nr. 130, S. 213 Nr. 133, S. 214 Nr. 134, S. 314 Nr. 229, S. 419 Nr. 304, S. 422 Nr. 305, S. 410 Nr. 293, S. 414 Nr. 298.
Codex diplomaticus Anhaltinus, hrsg. von Otto von Heinemann, Bd. 1,1, Dessau 1867, S. 23 Nr. 32, S. 24–26 Nr. 34–36, S. 27 Nr. 38 gefälscht, S. 562–565 Nr. 759, S. 590 Nachzeichnung des um das Jahr 1200 auf 964 gefälschten Siegels Geros auf Tafel 1.
Widukind von Corvey, Rerum Gestarum Saxonicarum libri IIII, hrsg. von Paul Hirsch/Hans-Eberhard Lohmann (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum, Bd. 60), Hannover 1935, S. 67, 73, 84, 121, 134, 136, 151.
Thietmar von Merseburg, Chronik, hrsg. von Robert Holtzmann (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum, N. S., Bd. 9), Berlin 1935, S. 40, 54, 60, 343, 400f.
Andreas Popperod, Annales Gernrodenses, in: Johann Christoph Beckmann, Accessiones Historiae Anhaltinae, Zerbst 1716, S. 27–82.
Literatur
Otto von Heinemann, Geschichte der Abtei und Beschreibung der Stiftskirche zu Gernrode, Quedlinburg 1877.
Karl Schmid, Neue Quellen zum Verständnis des Adels im 10. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 108 (1960), S. 185–232.
Hans K. Schulze, Das Stift Gernrode, unter Verwendung eines Manuskripts von Reinhold Specht. Mit einem kunstgeschichtlichen Beitrag über die Stiftskirche von Günter W. Vorbrodt (Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 38), Köln/Graz 1965, S. 123–127.
Andrea Stieldorf, Marken und Markgrafen. Studien zur Grenzsicherung durch die fränkisch-deutschen Herrscher (Monumenta Germaniae Historica. Schriften, Bd. 64), Hannover 2012, S. 230–242, 436–442.
Klaus Voigtländer, Die Stiftskirche zu Gernrode und ihre Restaurierung 1858–1872. Mit Beiträgen von Hans Berger und Edgar Lehmann, hrsg. vom Institut für Denkmalpflege, 2., durchges. Aufl., Berlin 1982.
Empfohlene Zitierweise
Thomas Wozniak, Das Grabmal aus dem 16. Jahrhundert in Gernrode für den Stiftsgründer Markgraf Gero (gestorben 965), in: 100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen, URL: https://www.hiko-berlin.de/gero-965 [abgerufen am: TT. Monat JJJJ]. Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Textes die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.