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Der Petriplatz in Berlin-Mitte

M.A. Claudia Melisch Siedlungsgeschichte Archäologie 13. Jahrhundert 12. Jahrhundert |

Zusammenfassung

Im Mittelalter gab es rechts und links der Spree zwei Orte, die Berlin und Cölln genannt wurden. Aus den Anfangsjahren dieser beiden Siedlungen sind weder Gründungsurkunden noch schriftliche Aufzeichnungen überliefert. Vielleicht sind entsprechende Dokumente zerstört worden, vielleicht wurden sie nie geschrieben. Weil der Stadtkern des mittelalterlichen Cölln heute im Bereich des Petriplatzes in Berlin-Mitte zu verorten ist, versprachen die dort seit 2007 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen auch vertiefende Erkenntnisse zur Stadtgenese. Was dort tatsächlich aus dem Boden gefördert werden konnte, übertraf jedoch alle Erwartungen: Neben Fundamenten der fünf verschiedenen Kirchbauten, die hier gestanden haben, wurden auch die Grundmauern von zwei Schulen sowie Holzkeller und Fußböden von mittelalterlichen Häusern gefunden und 3.223 Gräber, die die Gebeine von 3.791 Personen enthielten. Die frühesten Gräber und Befunde wurden mithilfe der Radiokarbonmethode datiert. Dabei zeigte sich, dass die ersten Siedlungsspuren am Petriplatz aus der Zeit um 1150 stammen.

Kontextualisierung

Archäologische Ausgrabungen auf dem Petriplatz in Berlin-Mitte

Claudia Maria Melisch

Zu den beiden rechts und links der Spree gelegenen mittelalterlichen Orten Berlin und Cölln liegen weder Gründungsurkunden noch schriftliche Aufzeichnungen aus den Anfangsjahren dieser beiden Siedlungen vor. Vielleicht sind entsprechende Dokumente zerstört worden, vielleicht wurden sie nie geschrieben. Deshalb bleibt unklar, wer Berlin und Cölln gegründet hat und woher die ersten Einwohner kamen. In der Chronik der Markgrafen von Brandenburg, um 1280 geschrieben, heißt es, dass die Markgrafen Johann I. und Otto III. neben anderen namentlich genannten Städten auch Berlin errichtet hätten.[1] Daher wurde von der landesgeschichtlichen Forschung früher vermutet, dass beide Siedlungen um 1230 gegründet worden sein könnten. Aus archäologischer Sicht gibt es aber seit vielen Jahren Evidenzen für eine Siedlungsentstehung im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts. Weil der Stadtkern des mittelalterlichen Cölln heute im Bereich des Petriplatzes in Berlin-Mitte zu verorten ist, versprachen die dort seit 2007 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen auch vertiefende Erkenntnisse zur Stadtgenese. Was dort tatsächlich aus dem Boden gefördert wurde, übertraf jedoch alle Erwartungen. Neben Fundamenten der fünf verschiedenen Kirchbauten, die hier gestanden haben, wurden auch die Grundmauern der mittelalterlichen Cöllnischen Lateinschule und der angrenzenden Volksschule gefunden. Die ältesten Mauern der Lateinschule dürften vom Ende des 14. Jahrhunderts stammen. Lange war die Lateinschule wahrscheinlich die einzige Schule, bis in der Reformationszeit die Volksschule hinzukam und die alte Lateinschule zum Gymnasium wurde. Bei den verschiedenen Kirchbauten handelt es sich um eine ab circa 1150 zu vermutende Holzkirche, die vielleicht um 1200 durch einen Steinbau ersetzt wurde. Dieser Steinbau wurde circa 1380 vergrößert und dabei in zeitgemäße spätgotische Gestalt überführt. Diese Kirche brannte im Jahr 1730 ab. König Friedrich Wilhelm I. unterstützte den sofortigen Wiederaufbau der Petri-Kirche. Die barocke Kirche wurde 1733 eingeweiht, brannte aber schon 1809 ab. Danach gab es 39 Jahre lang keine Kirche am Petriplatz. Der letzte, neogotische Bau wurde 1853 eingeweiht. Die neogotische Kirche erlitt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges erhebliche Schäden durch Brand und Beschuss. Die Ruine der Kirche wurde auf Betreiben der Regierung der DDR bis 1964/65 vollständig abgerissen. Doch am Petriplatz wurden nicht nur die Fundamente der Kirchen gefunden, sondern auch Holzkeller und Fußböden von mittelalterlichen Häusern sowie 3.223 Gräber, die die Gebeine von 3.791 Personen enthielten. Die frühesten Gräber und Befunde wurden mithilfe der Radiokarbonmethode datiert. Dabei zeigte sich, dass die ersten Siedlungsspuren aus der Zeit um 1150 stammen.

Das älteste schriftliche Zeugnis

Das älteste bekannte Dokument für die Geschichte Berlins ist eine Urkunde aus dem Jahr 1238. Darin wurde die Schlichtung eines Steuerstreites beurkundet, die im Vorjahr stattgefunden hatte. Demnach wurde 1237 in der Lateinschule der Stadt Brandenburg dieser Streit im Beisein zahlreicher Zeugen beigelegt. Einer dieser Zeugen war Symeon, der Pfarrer von Cölln (plebanus de Colonia). Diese Urkunde wird bis heute als Beleg für das Alter von Cölln (und Berlin) herangezogen.[2] Dass die beiden Orte älter sind, wurde immer vermutet. Lange wurde in der Forschung auch ein slawischer Ursprung diskutiert, verbunden mit der Frage, ob einer der beiden Orte älter sein könnte als der andere. In Berlin ist die älteste Kirche dem Heiligen Nikolaus geweiht worden. Dieser Heilige gilt unter anderem als Schutzherr der Kaufleute. Deshalb gingen Teile der landesgeschichtlichen Forschung davon aus, dass Berlin aus einem mittelalterlichen Markt entstanden ist. Die älteste Kirche Cöllns stand unter dem Patrozinium des Heiligen Petrus. Frühere Annahmen brachten Petrus als den Heiligen der Fischer mit einem slawischen Fischerkiez in Verbindung, der sich archäologisch jedoch nicht nachweisen lässt.

Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen

Bei den Ausgrabungen am Petriplatz wurde zwar tatsächlich eine in die slawische Zeit datierende Grube lokalisiert, in der leicht versteinert wirkende Pferdeknochen lagen, aber es kamen auch noch viel ältere Funde zum Vorschein. So wurden Scherben von Gefäßen aus der Bronzezeit (2300–800 vor Christus) und aus der Völkerwanderungszeit (375–500 nach Christus) gefunden. Im weiteren Umfeld des Petriplatzes trat vereinzelt sogar steinzeitliches Material auf, was anzeigt, dass die Ufer der Spree schon seit der Mittelsteinzeit frequentiert worden sind. Wahrscheinlich hat es über die Jahrtausende auch Einzelgehöfte und verschiedene Anlegestellen entlang der Spree gegeben, aber der mittelalterliche Ort Cölln ist nicht unmittelbar aus dieser Vorbesiedlung entstanden. Die archäologischen Ausgrabungen am Petriplatz belegten, dass der Ort Cölln eine geplante ›Rastersiedlung‹ gewesen ist. Zuerst legte man die Straßen an, und von den Straßen aus wurden anschließend die Grundstücke vermessen. Teile dieser Grundstücke und der ältesten Häuser konnten bei den Ausgrabungen nachgewiesen werden. Die mittelalterlichen Gebäude standen meist mit dem Giebel zur Straße und manche Häuser waren teilunterkellert. Im hinteren Bereich der Grundstücke befanden sich Latrinen, Schuppen, manchmal ein kleiner Garten, Abfallgruben und Brunnen.

Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen ausschnitt- und lückenhaft sind. Die Vielzahl an archäologischen Signalen aus dem mittelalterlichen Berlin-Cölln ergibt inzwischen aber ein relativ zusammenhängendes Bild, vor allem, weil seit den 1990er-Jahren sämtliche größeren Bauprojekte systematisch archäologisch begleitet werden.

Naturwissenschaftliche Datierungen

An verschiedenen Stellen im unmittelbaren Stadtkern Berlins wurden Bauhölzer geborgen, die dendrochronologisch datiert werden konnten. Die dendrochronologische Datierung oder Jahrringanalyse beruht darauf, dass jeder Baum in jedem Wachstumsjahr einen neuen Ring ausbildet. Wenn sich eine ausreichend umfangreiche Ringsequenz an einem Holzstück findet, dann lässt sich das Alter des Stammes, von dem dieses Holzstück stammt, aufgrund der charakteristischen Abfolge der Ringe datieren. Je nach Baumart sind mindestens 50 bis 60 Ringe für eine sichere Datierung notwendig. Man kann dann von den Fälldaten der Hölzer indirekt auf Phasen baulicher Aktivitäten schließen. Dabei unterscheidet man zwischen Frischholz- und Holzkohle-Funden. Es kommt also auf den Verwendungskontext an. Holzkohle überdauert meist ohne besondere Bedingungen im Boden, ist aber oft kleinteilig zerbrochen. Für die Frischholz-Erhaltung braucht es hingegen einen feuchten Boden, aber in Berlin-Brandenburg gibt es überwiegend trockene Sandböden. Deshalb treten Frischholzfunde hierzulande meist in den grundwassernahen Bereichen zutage, häufig im unteren Teil von Brunnen. In den letzten Jahren wurden im Berliner Stadtzentrum mehrere Hölzer geborgen, deren Fälldaten in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lagen. Die älteste Holzdatierung am Petriplatz lieferte ein eichener Kastenbrunnen. Das Brunnenholz war in der Zeit um 1203 eingeschlagen worden, also etwa 30 Jahre vor der urkundlichen Ersterwähnung der Siedlung.

Als deutlich älter erwiesen sich jedoch einige Gräber. In den ältesten Gräbern wurden keine Gefäße oder Schmuck gefunden. Es waren auch keine Reste von der Bekleidung der Toten erhalten, die eine archäologische Datierung ermöglicht hätten. Weil sich das Holz der Särge im sandigen Kirchhofsboden komplett zersetzt hatte und somit für eine Datierung ausfiel, wurden die Gebeine mithilfe der Radiokohlenstoffmethode datiert. Diese Messmethode nutzt den Umstand, dass Menschen durch ihre Atmung das in der Erdatmosphäre vorkommende Kohlenstoff-Isotop 14C verstoffwechseln, also im Körper anreichern. Dabei wird der Hauptteil des Kohlenstoffs in den ersten 20 Lebensjahren aufgenommen. Mit dem Tod ist dieser natürliche Anlagerungsprozess abgeschlossen und der im Körper befindliche Kohlenstoff beginnt zu zerfallen. Je älter ein Organismus ist, desto weniger 14C-Isotope enthält er. Die Radiokohlenstoffdatierung ergibt als Ergebnis keine Jahreszahl, wie bei der Jahrringanalyse der Bäume, sondern gibt vielmehr eine Zeitspanne an, in der der Kohlenstoff angereichert wurde. Es wird hier nicht der Zeitpunkt des Todes datiert, sondern der Zerfall des während der gesamten Lebenszeit aufgenommen Kohlenstoffs. Dieser Zerfallsprozess geht sehr langsam vonstatten. Dabei kommt es auch zu Plateauphasen, also zu Zeiten, in denen die 14C-Isotope infolge kosmischer Strahlung nicht mit der gleichen Geschwindigkeit zerfallen wie in anderen Phasen. Innerhalb der Plateauphasen können die Datierungen nicht genauer eingegrenzt werden. Eine solche Plateauphase liegt auch im Zeitraum von 1040 bis 1160 vor. Genau in diese Plateauphase fallen die beiden ältesten Grabdatierungen vom Petri-Kirchhof. Beide Proben enden im Jahr 1160. Demnach haben die beprobten Individuen nicht nach 1160 gelebt, könnten aber noch älter sein. Eine Aschendatierung aus dem frühesten Straßengraben an der Cöllnischen Lateinschule ergab in diesem Zusammenhang ein indikatives Datum. Die Ascheprobe aus Befund Nr. 5787 datierte in die Zeit zwischen 1022 und 1146. Sie endet also bereits im Jahr 1146. Allerdings könnte hier auch ein altes Holzobjekt verbrannt worden sein. Zum Beispiel ein Brett, das die ersten Siedler mitgebracht hatten oder ein Küchenutensil, welches lange in Benutzung gewesen ist. Es gibt verschiedene denkbare Szenarien, die zeigen, dass es falsch wäre, die ermittelten Radiokarbondatierungen jahrgenau auf historische Prozesse umzulegen. Momentan wird deshalb der naturwissenschaftlich gesicherte Zeitpunkt der Siedlungsentstehung mit ›um 1150‹ angegeben.

Für die Zeit nach der 1160 endenden Plateauphase liegt eine dichte Abfolge von Datierungsergebnissen vor, sowohl von Radiokarbondatierungen als auch von dendrochronologischen Datierungen, die die zweite Hälfte des 12. sowie das 13. Jahrhundert vollständig abdecken. Wie genau sich aber der mittelalterliche Besiedlungsprozess abgespielt hat und ob dabei Unterbrechungen oder Stagnationen zu konstatieren sind, lässt sich aus dem archäologischen Material nicht rekonstruieren. Aber es liegen genügend Anhaltspunkte vor, die Gründungsprozesse von Berlin und Cölln zeitlich neu zu definieren und die Begleitumstände zu überdenken.

Genetische Untersuchungen und Isotopen-Analysen

Die inzwischen begonnenen genetischen Untersuchungen an den menschlichen Gebeinen und die zeitgleich stattfindenden Isotopen-Untersuchungen an den Zähnen zielen darauf ab, die Herkunft und den Grad der biologischen Verwandtschaft unter den frühen Cöllnern aufzuklären. Die am Petriplatz gefundenen Toten stellen einen Ausschnitt aus der vormaligen Lebendbevölkerung dar. Ihre Gebeine sind biologische Urkunden, durch deren Erforschung Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der damaligen Bevölkerung, deren Ernährung und medizinische Versorgung gewonnen werden können. Die zahlenmäßige Zusammensetzung sowie die Alters- und Geschlechtsstruktur der am Petriplatz fassbaren Sterbebevölkerung lassen auch Erkenntnisse über das Migrationsszenario und über die damaligen Reproduktionsraten erhoffen.

Verlässliche Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung von Cölln sind ab 1594 durch die Erfassungen von Johann Peter Süßmilch (1707–1767) überliefert. Die Zahlen Süßmilchs korrelieren aber nicht direkt mit denen der gefundenen Gräber. Das liegt sowohl daran, dass nur ein Teil des ehemaligen Kirchhofs ausgegraben werden konnte, als auch daran, dass durch die verschiedenen Kirchbauten am Petriplatz eine unbekannte Anzahl von Gräbern zerstört wurde. Süßmilch übermittelte erste Zahlen zur Sterblichkeit in der Parochie Sankt Petri ab 1594. Für 1594 gibt er 117 Bestattungen an, für das Folgejahr 179 und für 1596 insgesamt 148. Für 1597 führt er 117 Tote auf, für 1598 sind es 179, 1599 zählte er 148 Tote und im Jahr 1600 insgesamt 133. Dann liegen erst wieder Zahlen für die Jahre von 1603 bis 1606 und von 1612 bis 1629 vor. Im Jahr 1631 schnellt die Zahl der Toten auf 952 hoch, was mutmaßlich auf ein Pandemieereignis zurückzuführen ist. Danach folgt wieder eine große Lücke – von 1632 bis 1657. Süßmilch veröffentlichte seine Statistik im Jahr 1752. Er griff dabei auf Kirchenakten und andere Dokumente zurück, die uns heute nicht mehr vorliegen. Die archäologischen Untersuchungen zeigten aber, dass der Petri-Kirchhof bereits um 1600 dicht belegt gewesen sein muss, obwohl er erst im Jahr 1717 offiziell geschlossen wurde. Das heißt, die von Süßmilch überlieferten Sterblichkeitsraten erfassen nur eine geringe Zahl der Bestattungen vor 1600.

Somit ist die archäologische Datierung der Gräber der Schlüssel für eine zeitliche Entflechtung der gefundenen Bevölkerungsausschnitte. Es wurden insgesamt 3.223 Gräber geborgen, in denen die Gebeine von 3.791 Personen lagen. Diese Gräber konnten fünf Zeitphasen zugeordnet werden: 1. Phase 1147–1299, 2. Phase 1300–1399, 3. Phase 1400–1499, 4. Phase 1500–1599 und 5. Phase 1600–1717.

Aus der frühesten 1. Phase liegen die Gebeine von insgesamt 1.306 Individuen vor, wobei es sich um die Überreste von 819 erwachsenen Individuen sowie um 487 Subadulte (Personen unter 16 Jahren) handelt. Aus der 2. Phase stammen die Gebeine von 171 Erwachsenen und von 114 Subadulten, aus der 3. Phase von 278 Erwachsenen und 206 subadulten Individuen sowie aus der 4. Phase von 969 erwachsenen Personen und 523 Subadulten. Aus der 5. Phase liegen dann nur noch 138 Bestattungen vor, wobei es sich um 112 Erwachsene und 9 Subadulte handelt. Die Schließung des Kirchhofs nach Ostern 1717 spiegelt sich deutlich in den geringen Bestattungszahlen. Offenbar wurden in dieser Phase hauptsächlich Erwachsene auf dem bereits überfüllten Petri-Kirchhof bestattet.

Dadurch, dass die demografische Erfassung Süßmilchs erst am Ende der Belegung des Petri-Kirchhofs einsetzt, ist die Überschneidung mit den archäologischen Daten marginal. Trotzdem lässt sich konstatieren, dass vom Mittelalter bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) die Einwohnerzahlen von Berlin und Cölln scheinbar relativ konstant geblieben sind. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges vergrößerte sich die Einwohnerzahl rasch und es wurden Vorstädte gegründet. Aus den alten Siedlungskernen Berlin und Cölln und den Vorstädten Friedrichswerder (gegründet 1662), Dorotheenstadt (gegründet 1674) und Friedrichstadt (gegründet 1688) schmolz im Jahr 1709 die Residenzstadt Berlin zusammen.

Die Forschungen an den Gebeinen vom Petriplatz dauern an und bringen immer wieder neue Resultate ans Licht. So wurde kürzlich durch paläogenetische Analysen nachgewiesen, dass auch Pesttote auf dem Kirchhof bestattet worden sind, genau wie es historische Quellen beschreiben.[3] Mit den Ausgrabungen am Petriplatz sind nicht nur die Kirche, die Schulen und das Rathaus des alten Cölln wieder in unser Bewusstsein getreten, sondern auch die Menschen, die früher hier gelebt haben.


[1] Georg Sello, Chronica Marchionum Brandenburgensium. Nach einer Handschrift der Trierer Stadtbibliothek und den Excerpten des Pulkawa, in: Forschungen für Brandenburgische und Preußische Geschichte 1 (1888), S. 111–180, hier S. 121.

[2] Christiane Schuchard, Keine Gründungsurkunde. Symeon plebanus de Colonia als Zeuge – Die erste urkundliche Erwähnung von Cölln an der Spree 1237/38, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin (1987), S. 7–36.

[3] Claudia Maria Melisch/Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.), Der Petriplatz in Berlin-Mitte. Archäologisch-historische Studien (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 55), Berlin 2021, S. 56f.

Abbildung

Abbildung 1 von 11
Blick auf die Ausgrabung (Foto: Claudia Maria Melisch, 2008)
Abbildung 2 von 11
Mittelalterliche Gräber am Petriplatz (Foto: Claudia Maria Melisch, 2008)
Abbildung 3 von 11
Mittelalterlicher Holzkeller während der Ausgrabung (Foto: Claudia Maria Melisch, 2008)
Abbildung 4 von 11
Hölzerner Kastenbrunnen im Grundwassereinflussbereich (Foto: Claudia Maria Melisch, 2008)
Abbildung 5 von 11
Bodenfund: eiserner Steckschlüssel aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2011)
Abbildung 6 von 11
Bodenfund: Vorhangschloss aus Bronze aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2011)
Abbildung 7 von 11
Bodenfund: kleiner Krug aus Grauware aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2010)
Abbildung 8 von 11
Bodenfund: Kamm aus Tierknochen aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2010)
Abbildung 9 von 11
Bodenfund: eiserne Schere aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2011)
Abbildung 10 von 11
Bodenfund: Reitsporn, Pyramidalstachelsporn aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2011)
Abbildung 11 von 11
Bodenfund: bronzene Maultrommel aus dem 12./13. Jahrhundert (Foto: Claudia Maria Melisch, 2011)

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  • Quellen & Literatur

    Literatur

    Wolfgang H. Fritze, Gründungsstadt Berlin. Die Anfänge von Berlin-Cölln als Forschungsproblem, bearb., hrsg. und durch einen Nachtrag ergänzt von Winfried Schich (Kleine Schriftenreihe der Historischen Kommission zu Berlin, H. 5), Berlin 2000.

    Ines Garlisch, Die ersten Cöllner und Berliner. Methoden und Herausforderungen interdisziplinären Arbeitens, Berlin 2020.

    Klaus Koziol, Kleine Chronik der St.-Petri-Kirche zu Berlin, Berlin 1965.

    Claudia Maria Melisch/Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.), Der Petriplatz in Berlin-Mitte. Archäologisch-historische Studien (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 55), Berlin 2021.

    Claudia M. Melisch/Marina Wesner, St. Petri-Kirche: Ein Rundgang durch das historische Cölln in Berlin, Berlin 2008.

    Wolfgang Ribbe (Hrsg.), Geschichte Berlins, Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung, Berlin 1987.

    Christiane Schuchard, Keine Gründungsurkunde. Symeon plebanus de Colonia als Zeuge – Die erste urkundliche Erwähnung von Cölln an der Spree 1237/38, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin (1987), S. 7–36.

    Empfohlene Zitierweise

    Claudia Maria Melisch, Archäologische Ausgrabungen auf dem Petriplatz in Berlin-Mitte, in: 100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen, URL: www.hiko-berlin.de/Petriplatz-1200 [abgerufen am: TT. Monat JJJJ]. Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Textes die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

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